Spotlight: Aktueller Stand des Projekts „Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen“
Luxemburg verfolgt weiterhin das Ziel einer zunehmend inklusiven Beschulung, was sich unter anderem darin zeigt, dass weniger als 1 % der Schülerinnen in einem Kompetenzzentrum oder im Ausland beschult werden. Gleichzeitig ist seit 2019 ein kontinuierlicher Anstieg derjenigen Schüler*innen zu beobachten, die unterstützenden Maßnahmen erhalten – sei es durch die ESEB-Teams oder durch eine spezialisierte, ambulante Betreuung eines Kompetenzzentrums. Im Klassenraum spiegelt sich diese Entwicklung in einer zunehmend vielfältigen Schülerschaft wider. Aus Perspektive der Praxis stellt diese Vielfalt – insbesondere der Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten – eine erhebliche Herausforderung für die pädagogischen Fachkräfte dar (OEJQS, 2023; OEJQS, 2024).
Vor dem Hintergrund eines wachsenden Unterstützungsangebots, das zugleich auf einen zunehmenden Bedarf trifft, pädagogische Teams im Umgang mit herausforderndem Verhalten im Schulalltag gezielt zu stärken, hat das OEJQS im Sommer 2024 das Projekt „Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen“ gestartet. Ziel des Projekts ist es, auf Basis einer umfassenden Metaanalyse internationaler Forschung wirksame Interventionsmodelle im Umgang mit herausforderndem Verhalten zu identifizieren. Dabei werden schulische, außerschulische, sozialpädagogische und psychotherapeutische Modelle miteinander verglichen und im Hinblick auf ihre jeweiligen Stärken und Grenzen bewertet.
Zur Umsetzung dieser Studie arbeitet das OEJQS mit zwei international anerkannten Partnerinstitutionen zusammen: der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) in Zürich und dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München. Durch diese Kooperationen werden sowohl der Einsatz spezialisierte Methoden zur systematischen Literaturrecherche als auch die vergleichende Analyse internationaler und europäischer Best-Practice-Modelle sichergestellt. Darüber hinaus untersucht die Studie auch die theoretischen Modelle, auf denen die verschiedenen Interventionen basieren, und identifiziert zentrale Bedingungen, die deren Wirksamkeit beeinflussen.
Begleitend dazu erstellt das OEJQS eine umfassende Analyse des nationalen Kontexts, um eine passgenaue Verankerung des Projekts in das luxemburgische Bildungssystem zu gewährleisten. Diese Analyse umfasst eine Erhebung bestehender Programme auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene sowie eine Befragung der den Vorsitzenden der Commissions d’Inclusion der Grund- und Sekundarschulen. Zusätzlich werden Fokusgruppen mit Akteur*innen aus dem Bildungssystem und angrenzenden Bereichen organisiert, um bewährte Praktiken zu identifizieren und Interventionen gezielt an die spezifischen Bedarfe der betroffenen Akteure im Land anzupassen.
Die nächsten Schritte umfassen den Abschluss der Metaanalyse bis Sommer 2025, gefolgt von einer Auswertung der verschiedenen Forschungsergebnisse, um bis zum Herbst 2025 geeignete Interventionsansätze zu identifizieren. Das OEJQS setzt sich dafür ein, konkrete, evidenzbasierte Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die die verschiedenen Fachkräfte im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten im schulischen Kontext unterstützen können.